1. Eine globale Konfrontation – und ihre Auswirkungen auf Deutschland

Die Welt befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch, der die bestehenden politischen und ökonomischen Machtverhältnisse erschüttert. Zwei zentrale Entwicklungen stehen dabei im Mittelpunkt: der wirtschaftliche Aufstieg Chinas und weiterer asiatischer Länder – sowie die eskalierende Klimakrise. Beide Faktoren untergraben die Grundlagen der bisherigen kapitalistischen Weltordnung. Die Reaktion der dominierenden Kräfte in den westlichen Zentren fällt eindeutig aus: verstärkte Aufrüstung, militärische Eskalation und die autoritäre Absicherung kapitalistischer Interessen.

Die USA versuchen, ihre globale Vormachtstellung um jeden Preis aufrechtzuerhalten. Unter der Regierung Biden – und voraussichtlich noch verschärft unter einem erneuten Präsidenten Trump – verfolgt die US-Regierung eine protektionistische Wirtschaftspolitik, flankiert von massiven Investitionen in die eigene Industrie und zunehmendem geopolitischem Druck auf die EU. Strafzölle, Exportbarrieren und direkte Subventionen für US-Konzerne zwingen Europa zur Aufrüstung und zur Unterordnung unter die NATO-Strategie. Die wirtschaftliche Schwächung der EU geht dabei Hand in Hand mit ihrer militärischen Integration unter US-Führung.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist Teil dieser Auseinandersetzung. Er ist Katalysator für den strukturellen Umbau der NATO und für eine außenpolitische Neuausrichtung der EU im Windschatten der USA. Anstatt auf Deeskalation und Diplomatie zu setzen, nutzen westliche Regierungen den Krieg als Legitimation für weitere Aufrüstung, Waffenlieferungen und globale Konfrontation.

Auch im Nahen Osten spitzen sich die Widersprüche zu. Israel führt einen brutalen Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen. Als engster Verbündeter der USA in der Region nimmt Israel dabei eine strategisch zentrale Rolle ein. Die Bundesregierung stellt sich bedingungslos hinter die israelische Regierung – während gleichzeitig jede Kritik an dieser Politik in Deutschland zunehmend kriminalisiert wird.

Der Klimawandel und die multiplen Krisen der Gegenwart stellen den Kapitalismus vor eine existentielle Herausforderung. Er ist auf permanentes Wachstum und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen angewiesen – doch genau das stößt global an seine Grenzen. Die Reaktion: eine forcierte Militarisierung, mit der sich kurzfristige Verwertungsinteressen in einer überakkumulierten Weltwirtschaft noch sichern lassen. Die Rüstungswirtschaft expandiert – auf Kosten sozialer und ökologischer Zukunft.

Diese Entwicklungen begünstigen autoritäre und rechtskonservative Kräfte weltweit. Sie setzen die kapitalistischen Interessen am rücksichtslosesten durch – und werden genau dafür politisch und medial gefördert. Auch in Europa regieren immer mehr rechte Parteien – insbesondere dort, wo soziale Verwerfungen und politische Orientierungslosigkeit zusammentreffen.

Diese Orientierungslosigkeit ist auch Ergebnis linker Versäumnisse. Viele Teile der Linken – auch in Deutschland – haben sich über Jahre in akademischen Identitätsdiskursen verloren und dabei den Kontakt zu den Lebensrealitäten lohnabhängiger Menschen vernachlässigt. Die Folge: rechte Parteien füllen das Vakuum, das die Linke selbst gelassen hat.

In Deutschland spitzt sich die Lage dramatisch zu. Die Preise für Energie, Wohnen und Grundversorgung steigen weiter. Industriearbeitsplätze fallen in größer werdendem Umfang weg. Gleichzeitig wachsen die Rüstungsausgaben – Merz hat 5% des BIP angekündigt – das ist über die Hälfte der gesamten Bundeshaushalts! Während wenige profitieren, wächst für viele die Angst um ihre Existenz. Die AfD gewinnt – und fast alle Parteien übernehmen rechte Forderungen. Sogar in der LINKEN ist dieser Einfluss spürbar.

2. Die Partei im Aufbruch: Neue Mitglieder, neue Zustimmung
Inmitten dieser Krise bewegt sich etwas: DIE LINKE wächst. Seit Anfang 2024 sind über 12.000 Menschen neu eingetreten – viele von ihnen jung, aktiv, engagiert. Die Partei wird jünger, städtischer, kämpferischer. In vielen Kreisverbänden entstehen neue Initiativen, neue Gruppen, neue Perspektiven.

Auch die öffentliche Wahrnehmung verändert sich: In Umfragen liegt die Partei stabil bei 6 bis 7 %, mit Tendenz nach oben. In Ostdeutschland sind wieder zweistellige Ergebnisse möglich. In Berlin, Thüringen oder Bremen zeigen sich neue Spielräume für linke Politik – auch kommunal.

Dieser Aufbruch hat einen Grund: Immer mehr Menschen spüren, dass es so nicht weitergehen kann. Sie suchen nach Alternativen – und viele entdecken DIE LINKE neu. Als Partei für Frieden, Gerechtigkeit und soziale Sicherheit.

3. Der Parteitag: Neue Mehrheiten, neue Richtung
Der Bundesparteitag in Augsburg im Mai 2025 war ein Wendepunkt. Der ursprünglich vom Parteivorstand vorgelegte Leitantrag wurde umfassend überarbeitet. Die Delegierten brachten zentrale politische Klarstellungen ein:

  • „Die gegenwärtige Weltlage ist geprägt durch eine Konfrontation großer kapitalistischer Machtblöcke.“ Die Partei benennt nun deutlich, was hinter Kriegen und Krisen steckt: ein Systemkonflikt.
  • „Während für die Bundeswehr ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro geschaffen wurde, fehlt es in Kitas, Schulen, Krankenhäusern und bei der Bekämpfung von Armut an allen Ecken und Enden.“ Die LINKE stellt die soziale Frage wieder ins Zentrum – und zeigt die Verbindung zur Aufrüstungspolitik.
  • Die Partei bezieht sich erstmals explizit auf die Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus – und verteidigt das Recht, die israelische Regierung zu kritisieren. Das ist ein Bruch mit der bisherigen Orientierung an der IHRA-Definition.

Diese Kursänderungen sind kein Zufall. Sie wurden möglich durch den aktiven Einsatz klassenorientierter Strömungen und Basisgruppen in der Partei. Gut organisierte Anträge, gezielte Debatten, gemeinsame Strategien – all das hat dazu beigetragen, dass sich neue Mehrheiten bilden konnten. Die politische Richtung der LINKEN beginnt sich zu klären. Noch gibt es viele Widersprüche – etwa bei Regierungsbeteiligungen oder im Bundesrat. Aber der Wille zur Auseinandersetzung ist zurück. Und das ist entscheidend.

4. Was das für uns als Strömung bedeutet
Jetzt kommt es auf uns an. Wenn wir wollen, dass die LINKE eine Partei bleibt, die sich an den Interessen der arbeitenden Klasse orientiert – für Frieden, für soziale Gerechtigkeit, für internationale Solidarität – dann müssen wir uns einbringen.

Wir haben gezeigt, dass das geht. Der Parteitag war auch unser Erfolg – der Erfolg aktiver Genoss:innen, die sich in der Strömung SL organisiert haben. Aber wir brauchen mehr.

Wir brauchen Dich.

Wenn Du willst, dass die LINKE eine starke sozialistische Kraft wird – dann mach mit. Wir brauchen Menschen, die mitdenken, diskutieren, organisieren. Die Bildungsveranstaltungen auf die Beine stellen und regionale Strukturen aufbauen. Wir brauchen auch Leute, die sich um die alltäglichen Dinge
kümmern: Mitgliederprflege, Kommunikation, Vernetzung, Moderation von Gruppen, Koordination von Aktivitäten.

Wir wollen gemeinsam marxistisches Wissen teilen, politische Orientierung geben, handlungsfähig werden – in der Partei und darüber hinaus. Dafür müssen wir stärker werden – regional und bundesweit.

Wenn Du Dich engagieren willst, melde Dich bei uns. Wir freuen uns auf Dich.

Denn: Eine gerechte Gesellschaft fällt nicht vom Himmel. Wir müssen sie erkämpfen – gemeinsam.

Mit solidarischen Grüßen
Euer Sprecherinnenrat

7.6.2025