Liebe Genossinnen und Genossen,

die Corona-Pandemie hat uns weiterhin im Griff. Der Personalnotstand in Kliniken und Pflegeheimen spitzt sich zu – und da die Bunderegierung „mehr als Beifall und eine armselige Einmalzahlung“ für Pflegekräfte nicht übrig hat, wie es der Chirurg und Publizist Bernd Hontschik auf den Punkt bringt, werden weitere Pflegekräfte ihren Beruf an den Nagel hängen. Das ist aber nicht das einzige Problem.

Weitere Links und Einschätzungen zum bevorstehenden Parteitag der Linken und den vergangenen Parteitagen von GRÜNEN und AfD, zu den Wahlen in den USA und aktuellen Konflikten in der EU findet ihr in diesem Newsletter, wir wünschen gute Lektüre!

 

Euer BundessprecherInnenrat

 

Sozialistische Linke

Bild von Tumisu auf Pixabay

 


Linke & Strategie

Unser Parteitag wird nun Ende Februar als dezentraler Präsenz-Parteitag stattfinden. Am 17. November hat der Parteivorstand außerdem eine Wahlstrategie beschlossen, die „entsprechend der politischen Entwicklung im Vorfeld zur Bundestagswahl 2021“ weiter fortgeschrieben wird. Als SL-BSPR haben wir gemeinsam mit Mitgliedern des Parteivorstandes etliche Änderungsanträge für die Wahlstrategie verfasst. Glücklicherweise wurden viele davon (in veränderter Form) angenommen Unter anderem haben wir erreicht, dass nun in der Wahlstrategie auftaucht, dass  zu unserer Zielgruppe nicht nur junge Menschen, sondern auch Ältere bzw. Rentnerinnen und Rentner gehören und wir selbstverständlich auch Menschen zur Wahl mobilisieren wollen, die in den vergangenen Wahlen nicht gewählt haben. Dies war im ursprünglichen Entwurf der Parteizentrale leider nicht der Fall. Nun können wir, auch wenn sie noch einige kleinere Schwächen aufweist, mit dieser Wahlstrategie leben.

 


Grüne ohne Grundsätze

„Jede Zeit hat ihre Farbe“ – mit diesem Slogan haben sich die Grünen auf ihrem Parteitag selbst zum Zeitgeist stilisiert und mit einem neuen Grundsatzprogramm von Grundsätzen verabschiedet. „Die Grünen waren nie eine pazifistische Partei“, stellte die Fraktionsvorsitzende Göring-Eckart bereits im Vorfeld fest, entsprechend werden Auslandseinsätze der Bundeswehr ohne UN-Mandat im Grundsatzprogramm nicht mehr ausgeschlossen. Die Forderung nach direkter Demokratie wurde aus dem Grundsatzprogramm gestrichen, denn „wer an der Macht ist oder nach ihr strebt, den verängstigt drohender Kontrollverlust“, wie der Bundesvorstandssprecher von Mehr Demokratie e.V. in seiner Kritik darlegt.

In der Sozialpolitik sprechen die Grünen von einem bedingungslosen Grundeinkommen, das bei näherer Betrachtung allerdings weder bedingungslos noch gut durchdacht ist, sondern nach Negativsteuer als Kombilohnmodell riecht, wodurch Niedriglöhne subventioniert würden, wie Ralf Krämer erläutert.

auch der Lieblingsphilosoph der Medien kritisiert die Grünen wegen ihres aktuellen politischen Kurses und sagt ihnen Probleme voraus: „In dem Moment, in dem die reale Chance besteht, tatsächlich mitzuregieren, werden die Forderungen zahnlos und die Grundsätze der grünen Politik enorm aufgeweicht“, so Richard David Precht. Schon jetzt werden große Widersprüche sichtbar – etwa in der von einer schwarz-grünen Landesregierung durchgesetzten Rodung eines großen Waldstücks für ein Stück Autobahn, gegen die auch linkere Grüne wie Luisa Neubauer mobil machen.

 


AfD ohne soziale Orientierung

Wie Tobias Kaphegyi in einer interessanten Analyse nachzeichnet, hat die AfD auf ihrem „Sozialparteitag“ mitnichten den herkömmlichen Sozialstaat für sich entdeckt, vielmehr soll der „bedarfsabhängige, aber universell-grundrechtsbezogene und dadurch stärker inklusive Wohlfahrtsstaat … zurückgedrängt“ werden. Statt eines soliden Rentenkonzepts legte die AfD auf „nicht einmal 100 Zeilen überwiegend völlig undurchdachte und nicht finanzierte Reformideen vor, schreibt aus dem Koalitionsvertrag von Union und SPD ab und ruft uns zur zügigen Zeugung von möglichst vielen Kindern auf“, so unser Rentenexperte Matthias W. Birkwald.  

 


USA ohne Trump

Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahlen verloren, allerdings deutlich knapper als viele im Vorfeld vorausgesagt hatten. Margit Mayer liefert eine Analyse der US-Wahlen aus einer materialistischen Perspektive, „die die hinter dem gleichzeitig historischen wie ernüchternden Wahlergebnis stehenden Klassenkräfte und die (Kapital-)Interessen transparent macht“. Der Soziologe Wolfgang Streeck analysiert die außenpolitischen Implikationen und ruft dazu auf, sich weder an US-amerikanischen noch französischen imperialen Interessen zu orientieren.

 

Sozialistische Linke

Bild von Bruce Emmerling auf Pixabay


EU ohne Budget

Der EU-Haushalt für die nächsten sieben Jahre im Umfang von 1,8 Billionen Euro sowie der daran angedockte Corona-Wiederaufbaufonds liegt auf Eis. Denn die rechten Regierungen von Ungarn und Polen wollen sich keinem Mechanismus unterwerfen, der die Auszahlung von EU-Geldern an die Einhaltung rechtsstaatlicher Grundsätze binden will. Dass diese Haltung inakzeptabel ist, steht außer Frage – doch wie dieses Dossier zeigt, hat insbesondere Deutschland den ungarischen Regierungschef und seine “illiberale Demokratie” lange geschont, zudem misst die EU in Sachen Rechtsstaat gern mit zweierlei Maß, wie u.a. Waffenlieferungen an die Türkei, der Umgang mit Assange oder mit Polizeigewalt in Frankreich beweisen – von den barbarischen Zuständen in griechischen Flüchtlingslagern einmal ganz abgesehen, die sich seit dem Brand in Moria nicht etwa verbessert, sondern eher noch verschlimmert haben wie Nothelfer (die zum neuen Lager auf einem ehemaligen Schießplatz der griechischen Armee bis auf wenige Ausnahmen keinen Zutritt mehr haben) oder Geflüchtete bzw. Journalisten berichten.

 


Friedenspolitik

 


200. Geburtstag von Friedrich Engels

Zum 200. Geburtstag von Friedrich Engels am 28. November hat Ingar Solty erläutert, warum es den Marxismus ohne Engels nicht geben würde. Den Einführungsvortrag von Frank Deppe zu einer gemeinsam von der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW, der Marx-Engels-Stiftung und der Heinz-Jung-Stiftung organisierten Konferenz »Friedrich Engels (1820–2020) – Aktualität eines Revolutionärs« gibt es hier (Teil I)  und hier (Teil II) zum Nachlesen.   

 


 

Spendenaufruf für den SoLi-Verein

Wegen der COVID-19-Pandemie musste die diesjährige Sommerakademie in Bielefeld leider abgesagt werden, aber die Bildungsarbeit des SoLi-Vereins geht unvermindert weiter und es gibt nun auch Online-Angebote. Sowohl die abgesagte Präsenz-Akademie als auch die Online-Veranstaltungen verursachen allerdings Kosten.

Wer mit einer Spende das interessante Bildungsangebot unterstützen will, findet die „Spendendose“ hier.

Viele Grüße vom SoLi-Verein

 

SoLi-Verein e.V. Wuppertal
IBAN: DE36 3305 0000 0000 1891 67

 

oder online unter www.SoLi-Verein.de

 


Termine:

  • Mittwoch, 2. Dezember 2020, 18 Uhr: Öffentliche Zoom-Konferenz „Militär und Klima“ mit Alexander S. Neu
  • Sonntag, 6. Dezember 2020, 11 bis 18:30 Uhr: Digitaler Friedensratschlag. Anmeldung hier erforderlich.
  • Freitag und Samstag, 26. und 27. Februar 2021: Erste Tagung des 7. Parteitags (nach aktueller Planung)