Am Wochenende war unsere nunmehr 11. Sommerakademie mit Sozialistischen Linken. Wie immer haben wir im Bunten Haus in Bielefeld gelernt, gelacht, geredet und auch wieder gesungen. Hier gibt es für euch noch einmal einen Bericht und viele Vorträge zum (nach)hören.

Bericht von der Sommerakademie

In nun gewohnter Tradition luden wir zur Sommerakademie ins Bunte Haus in Bielefeld ein. Gefolgt sind der Einladung in diesem Jahr 150 Menschen, wovon allerdings wegen Platzmangel nur 120 teilnehmen konnten.

Auf der Sommerakademie 2013 fragten wir noch, ob wir eine neue Klassenorientierung bräuchten oder eine neue Partei. In diesem Jahr waren wir uns sicher, dass wir Klasse neu denken müssen. Entlang einer Reihe unterschiedlicher Themen und Praxisbeispielen diskutierten wir, was das nun für uns als LINKE bedeutet. Welche Politik brauchen wir denn?

Mit Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“ schaffte es der Klassenbegriff in die Bestsellerlisten und spätestens jetzt auch in die Bücherregale vieler Genoss*innen. Durch seine persönliche Erzählung, seine Zerwürfnisse mit der eigenen Familie und deren Denken bringt uns Eribon das Phänomen „Klasse“ näher. „Klasse“ gibt es jedoch nicht erst seit Eribon und so beschäftigten wir uns in der Workshop-Reihe zu Klassenpolitik mit Begriff, Theorie und sich ändernden Klassenverhältnissen. Wir argumentierten, dass Klassenpolitik, antirassistische und feministische Anliegen nicht getrennt voneinander diskutiert werden können, sondern dass Klassenpolitik der Vielfalt der Emanzipationskämpfe gerecht werden muss. Wir schauten uns außerdem an, welche Möglichkeiten, aber auch Grenzen ein linker Populismus hat und was wir für die Praxis lernen können, um auch die Menschen zu erreichen, die wir erreichen und von unserer Politik überzeugen wollen.

Auch wenn die anderen Workshops „Klasse“ nicht im Namen trugen, so durchzog das Thema doch die gesamte Sommerakademie und fand ihre Verbindung vor allem bei den Fragen nach der Gestaltung einer linken Industriepolitik und der potentiellen Durchsetzung eines neuen Normalarbeitsverhältnisses. Deutlich wurde aber auch, dass sozialistische Migrationspolitik und Kommunalpolitik ebenso der Klassenperspektive bedarf.

Auf unserem ersten Podium wurden Bernd Riexinger, Özlem Demirel und Ralf Krämer vor die Aufgabe gestellt, die Linke zu verorten zwischen neoliberalem Weiterso, medialer Re-Sozialdemokratisierung und rechtem Populismus. Bernd Riexinger blickte dabei nach vorne auf den Bundestagswahlkampf. Für diesen machte er drei Wähler*innengruppen aus und plädierte vor allem dafür, in den „sozialen Brennpunkten“ sichtbar zu sein. Hierfür müssten wir den Menschen konkrete Angebote machen, die Selbstorganisierung zu Themen, die sie ganz unmittelbar betreffen, voranbringen – auch über den Wahlkampf hinaus. Aber auch viele junge Menschen seien in den letzten Monaten zu uns gekommen, getrieben durch ihre Themen wie Geflüchtete, die soziale Frage und ihrer Angst vor der Rechtsentwicklung.Als dritte Gruppe sollten auch „normale“ Lohnabhängige angesprochen werden, die uns bisher eher als Partei der „Prekären“ wahrgenommen haben und sich so nicht bei uns wiederfinden konnten.

Özlem Demirel blickte hingegen zurück auf den Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen, sprach von den Schwierigkeiten, Wähler*innen langfristig zu halten und sieht als Hauptproblem, dass Menschen keine Vertrauen mehr in den demokratischen Parlamentarismus haben.

Ralf Krämer wiederum setzte dies alles in den Zusammenhang mit der Entwicklung eines zunehmend autoritären Neoliberalismus. Unsere Aufgabe sei es, die sozialen Interessen in den Mittelpunkt zu stellen, um die Spaltung zu überwinden. Genauso müssen wir uns wieder als Alternative zum Neoliberalismus in den Mittelpunkt stellen und dabei klare Klasseninteressen artikulieren; ein klassenpolitischer Populismus sei notwendig. Dabei wird der Gegnerbezug nicht zu den anderen Parteien hergestellt, sondern zum Kapital.

Auf unserem zweiten Podium fragten wir Katja Kipping, Jan Korte und Heinz Hillebrand, welche Klassenpolitik wir als LINKE brauchen und griffen damit die Leitfrage der Sommerakademie auf. Jan Korte machte auf unterschiedliche Erwerbsbiographien aufmerksam, die nicht abzuwerten seien, sondern wo wir als LINKE klar zeigen müssen, dass wir sie sehen. Dabei sieht er uns als Partei der Planbarkeit, die auch die „kleinen“ Träume der Menschen beachtet. Er plädierte außerdem für „Stammtischfähigkeit“ und Emotionalisierung der Politik, damit wir uns auf die Menschen, die wir erreichen wollen, auch wirklich einlassen können.

Katja Kipping machte deutlich, dass man sich nicht hinter Eribon verstecken sollte, wenn man gegen Feminismus ist. Die Arbeiterklasse sei nicht verloren wegen Feminismus und Antirassismus, und Menschen, die über Sexismus reden, seien nicht Schuld am Aufstieg der AfD. Mit Bezug zu Rosa Luxemburg argumentiert sie anschließend, dass linke Klassenpolitik eine solche sei, die nicht nur Lohnkämpfe unterstützt, sondern in diesen auch den klaren Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit deutlich macht.

In einem Exkurs widmete sich Heinz Hillebrand noch einmal der Frage, was die Arbeiterklasse überhaupt sei und plädierte ganz stark dafür, sich mit der Klassenstruktur der LINKEN zu beschäftigen. Ohne eine genaue Analyse könnten wir nur Fehler machen.

Einen kleinen Einblick in die Klassenzusammensetzung der Sommerakademie und ihre Leidenschaft brachte der Abend und das mittlerweile genauso traditionelle Karaoke. Helene Fischer blieb uns zum Glück erspart, dafür wurden neben viel Pop und Rock auch noch Arbeiterkampflieder und die Internationale gesungen. Der Karaoke-Abend ging fast nahtlos über in die letzte Workshop-Reihe am Sonntagmorgen.

Auf dem Abschlusspodium wurde schließlich die Zukunft der Partei diskutiert und hier vor allem die Erneuerung des linken Flügels. Damit haben wir uns auf den Bundestagswahlkampf eingestimmt, in den wir nach den anregenden Diskussionen und Gesprächen nachdenklich, aber auch motiviert starten möchten/werden.

Die Debatten, die Beiträge der Referent*innen und der Teilnehmer*innen fließen ein in unsere Strategiedebatte. Nachzulesen sind einige Beiträge bereits in unserem Debattenheft.

Vorträge

Hier könnt ihr außerdem noch einige Vorträge der Sommerakademie anhören. Wenn ihr es nicht zum Workshop oder gar nicht zur Sommerakademie geschafft habt, ist das also nicht so schlimm.

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