Ines Schwerdtner ist Chefin vom Dienst beim deutschen Ableger des sozialistischen Jacobin Magazins und Moderatorin beim Podcast „Halbzehn.fm“.

In den USA versteht sich mittlerweile fast jede*r dritte Millennial als „democratic socialist“; immer mehr junge Menschen haben Interesse an Marx oder anderen Wirtschaftsformen. Das Potenzial ist riesig, die Ideen zuweilen noch diffus. Sicher ist: Es braucht neue linke Medien und jede Menge Bildungsarbeit. Für die Linke bedeutet es, für diese Generation eine neue Sprache und andere Organisationsformen zu finden.

 

Bericht aus der Veranstaltung

Das Interesse am Workshop und seiner Fragestellung war groß. Offenbar ist angesichts einer sich wieder stärker politisierenden Jugend (Klimabewegung aber auch Ablehnung rechter Politik) die Frage, wie diese positiven Ansätze zu mehr Interesse auch an sozialistischer Politik und Theorie führen können, sehr aktuell. Selbstverständlich geht es nicht nur um junge Leute, denn natürlich sollten wir als LINKE nicht alt gegen jung ausspielen. Aber es geht auch um generelle Zukunftsfähigkeit und ein Agieren auf der Höhe der Zeit. Schließlich gibt sowohl in den USA als auch in Deutschland eine sehr große Zahl junger Menschen laut Umfragen an, dass sie eine bessere Meinung vom Sozialismus haben als vom Kapitalismus. Ein Resultat des erbarmungslosen, ungezügelten Neoliberalismus und dass diese jungen Menschen die Propaganda gegen alles Linke als es den Real-Sozialismus noch gab, gar nicht mehr kennen. Hier liegen also große Chancen.

Darüber hinaus ist die politische Linke in Deutschland, so unsere Referentin die Publizistin Ines Schwerdtner, besonders stark auf theoretische akademische Diskurse fixiert und im Auftreten oft noch sehr altbacken, was die Ansprache und Vermittlung von Wissen angeht. Ines zeigte uns, was man alles machen kann, um linkes Denken jüngeren Generationen „schmackhaft“ zu machen, insbesondere Beispiel aus den USA. Dort ist es durch populären linken Online-Videoformaten, über linke Podcasts und insbesondere über das Jacobin-Magazin gelungen, der politischen Linken eine technische und ästhetische Modernisierung zu verpassen. Ein aktuelles Beispiel ist dder Versuch über Crowdfunding einen Film über die Geschichte des Sozialismus in dern USA zu verwirklichen. Bei Texten beispielsweise sollen keine Bleiwüsten, die nur ein winziger Teil der Bevölkerung verstehen kann, entstehen, sondern, die politisch Linke muss sich gegenüber der Gesellschaft öffnen. Das heißt verständlich und gerne auch schön anzusehen. Und sie muss dem Rechnung tragen, dass an Hochschulen kaum noch Marxisten gibt es – in Deutschland ist die Lage besonders schlimm – und junge AkademikerInnen somit kaum Chancen haben, sich in diese Richtung zu bilden. Man kann es der jüngeren Generation daher kaum vorwerfen, wenn viele sich maximal nur bis zum links-liberalen Lager vom markliberal-konservativem Mainstream zu entfernen trauen. Linke müssen, so Ines, die Chancen der neuen Kommunikationstechniken besser nutzen – für Bildungsangebote, um Menschen mit wichtigen, verständlichen Botschaften zu erreichen und um sie niedrigschwellig und einladend zum Mitmachen an Aktionen/politischen Aktivitäten zu bewegen. Die politisch Linke sollte Mitglieder im Umgang mit diesen Technolgien schulen und größer denken, was damit möglich ist. Und was nicht, denn natürlich ersetzt die Online-Welt nicht die Realität. Aber ein strategischeres Nutzen und ein Denken in größeren Dimensionen täte der deutschen Linken gut. Was das konkret bedeuten kann, muss unsere Partei natürlich selbst diskutieren und dann entscheiden.